Motzkuh-Alarm!
Über die Besonderheiten der Trotzphase – Gedanken und Ideen zu einem besonderen Alter
Kennen Sie die kleine Motzkuh und ihre Freunde? Das kleine Meckerschaf, den kleinen Brüll-Löwen und das Quengelmonster? Immer wenn die kleine Motzkuh oder einer ihrer Freunde bei uns oder besser gesagt bei meiner Tochter zu Besuch ist, hängt bei uns der Haussegen schief. Von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr so, wie es gerade noch war. Aus Frieden wird Drama, aus leise wird laut, aus Miteinander wird Gegeneinander, aus Ordnung wird Chaos… Denn – man ahnt es schon – meine Tochter ist in der Trotzphase. Höchste Zeit also, mich theoretisch und natürlich auch praktisch mit dieser Entwicklungsphase auseinander zu setzen. Es ist eine gefürchtete Zeit. Eltern bockiger, sich wehrender Kinder werfen sich auf Spielplätzen, an Einkaufskassen vielsagende Blicke zu, Augen werden gerollt, Achseln gezuckt. Blicke, die ausdrücken wollen: Ich kenne das … die Trotzphase … da muss man durch … höllisch anstrengend.
Aber schauen wir uns das Ganze etwas genauer an. Die Trotzphase bezeichnet die Entwicklungsphase eines Kindes zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr. Die Zeitspanne ist sehr individuell und variiert. Egal, ob diese Entwicklung bei einem Kind früher oder später einsetzt, es ist die Phase, in der ein Kind seinen eigenen Kopf entdeckt. Es ist die Zeit von lautem Gebrüll, Tränenausbrüchen, Stimmungsschwankungen, Machtkämpfen. Und weil diese Zeit so furchtbar anstrengend für ohnehin gestresste Eltern ist, ist sie eine enorme Belastung für die Eltern-Kind-Beziehung. Nicht wenige Eltern verlieren in dieser Zeit den guten Kontakt zu ihren Kindern, nicht wenige Kinder haben nach dieser Phase nicht mehr so viel Vertrauen zu ihren Eltern. Warum? Weil die Bedürfnisse von Eltern und Kindern in dieser Phase zum ersten Mal so weit auseinander liegen und kaum in Übereinstimmung gebracht werden können.
Während Eltern damit beschäftigt sind, den Alltag mit Arbeit, Kita, Haushalt und Geschwistern zu bewältigen und davon gestresst sind, wollen Kinder in dieser Entwicklungsphase explorieren. Sie wollen sich und die Welt entdecken, den eigenen Willen ausprobieren, sie entwickeln plötzlich Ideen, begreifen Zusammenhänge. Das kindliche Gehirn ist zum ersten Mal in der Lage, planvoll zu denken und kausale Zusammenhänge zu erfassen und das will natürlich auch sofort umgesetzt werden! Warten erscheint noch unmöglich.
Das kollidiert natürlich mit den elterlichen Bedürfnissen, denn zusätzlich zum Explorationsdrang möchte das Kind gleichzeitig die Sicherheit und Geborgenheit der Eltern-Kind-Beziehung nicht missen. Sicher haben Sie auch schon mal ein Kind verzweifelt sagen gehört: Du bist so gemein! Ein Ausdruck der Verzweiflung, wenn ein Kind keine Lösung findet zwischen dem Willen der Eltern und seinem eigenen. Aber wussten Sie, dass diese Phase von enormer Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung ist?
Die Trotzphase ist ein Meilenstein in der psychologischen Entwicklung. Während dieser Monate reifen beim Kind der eigene Wille und das Bewusstsein vom eigenen „Ich“. Man könnte sagen, es ist die Vorbereitung für die Identitäts- und Persönlichkeitsbildung eines Kindes. Die erste notwendige Ablösung von den Eltern, die grundlegend ist, damit das Kind später einmal auf eigenen Beinen stehen kann. Das Gehirn übt Willensbildung, die unabdingbar notwendig ist, damit ein Kind als Erwachsener eigene Entscheidungen treffen und damit das eigene Überleben sichern kann. Deshalb ist es richtiger, diese Phase nicht als Trotzphase, sondern als Autonomiephase zu bezeichnen. Autonomie und damit die Grundlage der eigenen Identität, bezeichnet die überlebenswichtige Ressource, die ein Kind nach diesem Entwicklungsschritt erworben hat und nicht mehr das anstrengende Verhalten „Trotz“, dass uns Eltern viele Nerven kostet.
Viele Trotzreaktionen entstehen durch Überforderung und Nichtverstehen des Kindes und dem daraus entstehenden Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Wenn man Kinder kurz vor einem Trotzanfall beobachtet, kann man entdecken, dass sie oft gerade in etwas vertieft, müde oder überfordert waren, eine Idee hatten, die es umsetzen wollten oder von etwas fasziniert waren (Schokolade im Supermarkt, eine Schnecke auf dem Bürgersteig usw.). Wenn dann jemand (Eltern, Erzieher usw.) diese Pläne und Ideen durchkreuzt, reagiert ein Kind mit der gleichen Entrüstung, mit der auch wir Erwachsenen reagieren würden, wenn jemand unsere Grenzen überschreitet. Das Kind fühlt: Meine Meinung wird nicht gehört, ich muss mich unterordnen, fügen, aber was ist mit meinen Plänen, meinen Ideen?
Das zentralste Gefühl eines Kindes in der Autonomiephase ist Wut. Äußerlich und innerlich steht das Kind unter Hochspannung. Tränen und Gebrüll sind ein Ventil, um diese Spannungen auszuhalten. Die Entstehung von Wut wird durch ein Hormonchaos begünstigt. Im dritten (oder auch 2.-4.) Lebensjahr sorgt ein veränderter Stoffwechsel für Stimmungsschwankungen. Kinder ermüden schneller, lassen in der Konzentration nach und sind launenhaft. Eben noch frech und wütend, will ein Kind kurz darauf kuscheln und sucht Nähe. Ein Kind braucht es, mit seiner Wut angenommen und geliebt zu werden: „Du darfst wütend sein, ich halte das mit dir aus und hab dich trotzdem lieb!“ Wird es während des Ausdrucks von Wut abgelehnt, lernt es, seine Wut zu schlucken und kompensiert auf andere Weise. Sobald ein Kind sich besser mit Worten ausdrücken kann, fallen Trotzanfälle gemäßigter aus. Stehen ihm nicht so viele Wörter zur Verfügung, bleibt nur eine extreme Reaktion. Generell gilt: Je mehr Kinder sprechen, umso differenzierter ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Wut hat viele Vorteile: Sie fördert den eigenen Willen und soziale Kompetenzen. Kinder lernen sich zu behaupten, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen in Betracht ziehen.
Die Autonomiephase ist also in jedem Fall eine wichtige und gleichermaßen anstrengende Entwicklungsphase, in der Konflikte vorprogrammiert und unverzichtbar sind. Dennoch ist es wichtig, diese Phase nicht einfach durchzuhalten, sondern liebevoll zu begleiten und einige Spielregeln zu beachten.
Was ist nun für Eltern hilfreich, um diese Phase gut zu nutzen und begleiten? Vorweg ist wichtig zu wissen: Eine goldene Regel gibt es leider nicht. Wann Eltern konsequent sein sollten und wann verständnisvoll, wann streng und wann liberal, ist von Situation zu Situation und von Kind zu Kind unterschiedlich. Einige Anhaltspunkte gibt es aber:
1. Grenzen setzen ist unerlässlich für diese Entwicklungsphase. Das Nein ist genauso essentiell wichtig wie das Ja. Wir Eltern müssen uns klar machen, was wir für unser Kind wollen. Wir müssen die Regeln erschaffen und umsetzen, z.B. Naschen gibt es einmal am Tag oder vor dem Essen Hände waschen. Wenn wir selber unsicher sind, spürt dies unser Kind und übernimmt die Führung. Die Regeln müssen natürlich kindgerecht und transparent sein. Kinder können die Konsequenzen ihres eigenen Handelns nicht überblicken, dafür brauchen sie uns als Orientierung und Vorbild. Grenzen geben unseren Kindern Schutz, Orientierung und Sicherheit. Wir können unseren Kindern zeigen, dass wir ihren Willen, ihre Gefühle hören, sehen und respektieren und gleichzeitig dem Kind unsere Anleitung als Geländer bieten. Diese Führungsstärke gibt unseren Kindern ein Gefühl von Sicherheit.
2. Ausnahmen sind erlaubt. Jesper Juul, schwedischer Erfolgspädagoge fordert von Eltern nur zweitrangig „Konsequenz“, als vorrangig wichtig benennt er eine „Konsistenz“ im elterlichen Verhalten, was übersetzt so viel wie Authentizität bedeutet. Wenn also eine Situation sich verändert, darf auch eine Regel verändert werden, Eltern dürfen sich auch authentisch umentscheiden. Wenn ein Kind einen guten Kompromiss findet, eine Lösung oder ein wirklich gutes Argument anführt, oder wenn wir Eltern eine gute Idee für einen Kompromiss haben, dann darf aus der Regel eine Vereinbarung werden, die gemeinsam getroffen wird. Beispiel: Ein Kind will beim Spaziergang unbedingt einen anderen Weg gehen, als die Eltern, was aber einfach jetzt gerade nicht geht. Dann könnte eine gute Lösung sein: Auf dem Rückweg wird der andere Weg probiert oder am nächsten Tag, wenn mehr Zeit ist. Auf diese Weise lernen unsere Kinder auch Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit, sie fühlen sich ernst genommen und werden beteiligt, lernen mitzudenken und Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig verlieren auch Eltern nicht ihr Gesicht. Hier ist noch wichtig zu verstehen, dass Konsequenz und Strenge zwei verschiedene Dinge sind. Konsequenz ist wichtig, Strenge muss nicht sein.
3. Legen Sie sich für die Zeit der Autonomiephase die innere Haltung zu: Beziehung geht vor Erziehung! Viele Eltern sehen es andersherum, was zur Folge hat, dass die Eltern-Kind-Beziehung nach der Trotzphase enorm gelitten hat. Erziehung kann aber nur auf dem Fundament von Beziehung funktionieren. Einem Kind, welches das Vertrauen und die Verbindung zu seinen Eltern verloren hat, fehlt der Anreiz, Erziehungsinhalte zu verinnerlichen und anzunehmen. Bauen Sie insbesondere nach Situationen, die konfliktreich und belastend waren, die Beziehung zum Kind wieder auf.
4. Das präventive Einplanen von mehr Zeit während der Autonomiephase ist sehr wichtig und reduziert den Druck für alle. Insbesondere für die morgendlichen Zeiten oder kurz vor Terminen braucht es in dieser Phase mehr Zeit. Beginnen Sie rechtzeitig mit der Vorbereitung, es könnte beim Kind ein Trotzanfall oder sagen wir es positiver: eine Hilflos-Reaktion nach einem unterbrochenen Autonomie-Bedürfnis entstehen. Wir sollten versuchen, wo es nur geht, inneren und äußeren Druck zu reduzieren.
5. Wir sollten nichts, was unsere Kinder sagen oder tun, persönlich nehmen. Ein Kind macht nichts einfach aus Boshaftigkeit, um seine Eltern zu ärgern oder abzuwerten, es weiß nur anders seine Wut-Reaktionen nicht zu steuern. „Du blöde Mama“ bedeutet eigentlich: Du kommst mir in die Quere und hinderst mich an meiner Autonomie! Und das stimmt ja auch! Versuchen Sie, das innerlich an sich abprallen zu lassen, äußerlich können Sie sagen: Ja, ich verstehe, dass du wütend bist! Wenn Sie dem Kind verbieten möchten, Sie zu beschimpfen, müssen Sie ein anderes Ventil anbieten, um der Wut Ausdruck zu verleihen, z.B. ein Wutkissen, einen Indianer-Schrei o.ä. Kinder brauchen ihre Eltern als Reibefläche, um die eigene Identität vom anderen abgrenzen zu lernen.
6. Ungünstig ist es, ein Kind aus einem vertieften Spiel heraus zu reißen, ohne dies vorher anzukündigen. Deshalb ist es wichtig, das Kind immer mindestens einmal vorzuwarnen. Es hilft, Abläufe anzukündigen und diese zu besprechen: Wir ziehen uns jetzt an, dann suchen wir unsere Sachen zusammen und dann geht’s los. Kurze, klare Ansagen, was die Aufgabe des Kindes ist: Räume bitte jetzt xy weg. Dabei ist es effektiv, auf Augenhöhe mit dem Kind zu gehen, Körperkontakt zu suchen und sich zu versichern, dass wir als Eltern verstanden worden sind. Wenn das Kind nicht hört, wäre eine mögliche Maßnahme, mit einer klaren und deutlichen Botschaft auf das Kind zuzugehen, es an die Hand zu nehmen und die Handlung gemeinsam durchzuführen. Eine andere Möglichkeit wäre auch, eine Konsequenz in Aussicht zu stellen, einen Entzug zum Beispiel. Noch schöner wäre auch eine Belohnung als Anreiz zu schaffen. Beispiel: Wenn du dich jetzt ganz schnell ausziehst, haben wir genug Zeit und du kannst dir auch ein längeres Buch zum Vorlesen aussuchen. Hilfreich ist es, Zusammenhänge und Entscheidungen zu erklären. Z.B. wir räumen jetzt auf, damit wir morgen alles wieder finden und nichts verloren geht. Nachvollziehbare Inhalte lassen sich leichter umsetzen, es entsteht weniger Widerstand.
7. Thema Loben: Viele Eltern denken, sie dürfen Verhalten erst dann bestätigen, wenn es perfekt ausgeführt ist, oder „was selbstverständlich ist, muss nicht gelobt werden“. Leider wird dadurch kein Anreiz für das Kind geschaffen, mitzumachen und sich Mühe zu geben. Ein Kind, das schon kapituliert hat und weiß, die einzige Aufmerksamkeit, die es bekommt, ist die Negative, nimmt lieber die negative Aufmerksamkeit als keine und hat damit keinen Anreiz mehr, sich anders zu verhalten. Es ist wichtig, zu loben, wo es nur geht. Ebenso wichtig ist es, die Stärken und Ressourcen des Kindes zu benennen, und darauf immer wieder den Fokus zu legen. Auch die Dinge, die uns Eltern nerven und Kraft kosten, sind Ressourcen. Pläne und Ideen des Kindes, eine Willensäußerung, Gebrüll und Geschrei (ein sicheres Zeichen für Lebensenergie und Authentizität!!), Verhandlungskünste… Alle diese Eigenschaften sind fundamental für das spätere Leben. Würdigen wir also die Pläne und Ideen unserer Kinder: Ich finde deine Idee sehr gut, du hast dir gute Gedanken gemacht, leider können wir den Plan gerade nicht umsetzen, das schaffen wir zeitlich nicht, aber wir können abmachen, dass wir heute Abend oder morgen xy machen. Würdigen Sie, wenn Ihr Kind an andere denkt, etwas teilt, abgibt, bei etwas mithilft, sich etwas getraut hat, eine neue Idee hatte. Würdigen Sie auch, wenn eine Vereinbarung nur halb geklappt hat, wenn das Kind erst beim xten Mal gehört hat.
8. Gefühle aushalten: Wenn unsere Kinder bocken, schreien, weinen, können wir versuchen, die Gefühle auszuhalten und gleichzeitig im Kontakt zu bleiben: „Ich kann verstehen, dass du traurig bist. Du hattest dich so gefreut, noch ein Eis zu essen. Aber es geht wirklich nicht.“ Die Botschaft ist: Du darfst traurig sein, aber ich entscheide trotzdem, weil ich als Mutter besser weiß, was dir gut tut.
9. Ablenken: Manchmal ist es auch einfach gut, das Kind aus einer Situation abzulenken und damit aus einem Kreislauf heraus zu kommen. Aber nicht immer, sonst lernt es: Ich darf nicht wütend sein. Das Kind lernt nicht, sich zu regulieren.
10. Sehr wichtig ist es, auf Liebesentzug, Ironie, Zynismus und Sarkasmus zu verzichten. Neulich beobachtete ich eine Mutter, deren Kind nach einem Trotzanfall wieder Kontakt zu seiner Mutter aufnahm, diese drehte sich immer wieder weg und sagte: „Du warst unartig, jetzt mag ich dich gerade nicht. Und der Nachmittag ist auch gelaufen, wir machen heute nichts Schönes mehr.“ Man ahnt, was dies bewirken wird.
11. Wir dürfen unseren Kindern Raum für Entscheidungen geben. Eine Idee wäre es, mit dem Kind gemeinsam zu überlegen, was es entscheiden darf. Es darf auch ausgehandelt werden. Z.B. einmal pro Woche darf das Kind entscheiden, was gemeinsam gekocht wird. Oder: Das Kind darf sich den Pullover selbst aussuchen, den Rest die Mama, oder welches Buch es lesen möchte.
12. Mit Rollenspielen helfen wir unseren Kindern, sich und die aufschäumenden Gefühle zu regulieren. Ein wirkungsvolles Rollenspiel ist: Die kleine Motzkuh und ihre Freunde. Besorgen Sie sich z.B. das Buch dazu und lesen es gemeinsam. Wenn die kleine Motzkuh im Ohr Ihres Kindes sitzt und Ihr Kind zum motzen bringt, händeln Sie das spielerisch: Oh je, die kleine Motzkuh ist wieder da, wie ist die da rein gekommen? Warte, ich pule sie mal aus deinem Ohr heraus, ui, schau mal, wie sie zappelt und motzt, komm, wir gehen gemeinsam und schmeißen Sie raus… Spielen Sie das Spiel mit, tuen Sie so, als wäre sie wirklich da. Humor hilft ungemein, die Situation zu entschärfen. Ähnliche Rollenspiele können ebenfalls in den Alltag eingeflochten werden: Morgens beim Müsli-Essen schaufelt der Schaufelbagger einen großen Berg dann kommt der Kipplaster und kippt einen Müsli-Haufen in den Mund hinein. Ältere Kindern können sich selber ein Spiel auszudenken, in das dann das jeweilige Konfliktthema eingeflochten wird: Räuber und Gendarm, Büffeljagd, Schatzsuche usw.
Bildlich könnte man die Autonomiephase so beschreiben: In dieser wichtigen Entwicklungsphase sind wir Eltern die Leitplanken einer Straße. Wir geben den Rahmen, die Grenzen vor. Aber das Kind kann mit seinem Auto oder Rad fahren üben und hat einen gewissen Spielraum für eigene Erfahrungen.
Nach meinen eigenen Feld-Forschungen sitzt mir nun meine Tochter manchmal gegenüber und sagt genervt: Mama, die Motzkuh ist schon wieder da. Kannst du sie mal rauspulen? Sie hat gelernt, sich besser zu regulieren, reagiert schneller auf meine Kontaktversuche und kann mir meistens recht gut sagen, was ihr Problem ist und was sie braucht. Ein wahrer Segen, der Alltag wird zunehmend leichter. Sie ist eine echte Verhandlungskünstlerin geworden! Wenn sie später mal Immobilienmaklerin wird und eine überdimensionale Vermittlungsquote hat, würde mich das keineswegs wundern. Seien wir stolz auf unsere Kinder, wenn sie die Autonomiephase geschafft haben, und auf uns selbst auch.
Friederike von Bredow
Einzel-, Paar- und Familientherapeutin
Literatur: Die kleine Motzkuh, Anette Langen
Veröffentlich in Kinderkram – Das Kieler Magazin für Menschen mit Kindern · Nr. 150 · Juni 2013